Jahr A – Weihnachten – Fest der Heiligen Familie
Matthäus 2,13–15.19–23: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten“

Das Fest der Heiligen Familie von Nazaret lädt uns ein, das Geheimnis von Weihnachten in dem Kontext zu betrachten, in dem es geschehen ist, nämlich im Rahmen einer Familie. Die Evangelien sind sehr zurückhaltend mit Details über das Leben dieser Familie. Das lässt vermuten, dass es ein ganz normales Leben war, ohne besondere Ereignisse, die es wert gewesen wären, festgehalten zu werden. Nur die Evangelien nach Matthäus und Lukas geben uns einige Hinweise, die eher eine theologische als eine historische Absicht haben. Die apokryphen Schriften werden diese Lücke später mit phantasievollen Erzählungen füllen, manchmal mit kreativen Bezügen zum heiligen Text.

Es ist bemerkenswert, dass das Fest der Heiligen Familie unmittelbar nach Weihnachten gefeiert wird, wenn wir noch ganz von Lichtern, Krippen und tröstlichen Liedern umgeben sind. Und doch ist das Evangelium, das die Kirche uns vorlegt (Mt 2,13–23), alles andere als sanft. Es spricht nicht von häuslicher Geborgenheit, familiärer Gelassenheit oder gelingenden Gleichgewichten. Es spricht von Angst, Flucht, Nacht und Exil. Die Heilige Familie ist vor dem Drama nicht geschützt: Sie steckt bis zum Hals darin.

Vielleicht ist genau dies der erste heilsame Bruch. Oft leben wir eine verklärte Version von Weihnachten, als ob Gott gekommen wäre, um unser Bedürfnis nach einer perfekten, geordneten und befriedeten Welt zu bestätigen. Wir träumen von einer Familie ohne Konflikte, einer Gesellschaft ohne Gewalt, einem Glauben, der vor Verletzungen schützt. Doch das Evangelium ernüchtert uns sofort: Jesus wird in eine feindliche Welt hineingeboren und richtet sie nicht auf magische Weise wieder her. Er durchquert sie. Und er wird sie unvollkommen zurücklassen, aber nicht mehr dieselbe wie zuvor, denn er sät in sie etwas, das es vorher nicht gab: eine neue Hoffnung.

Matthäus erzählt uns kein Märchen für Kinder. Es ist ein „Märchen für Erwachsene“, das unsere kindlichen Illusionen entlarvt. Weihnachten kennt die Angst. Es ist eine Atempause der Hoffnung, keine tröstliche Auszeit. Es ist nicht das endgültige Ziel des Advents, des Wartens, sondern ein Innehalten, um Atem und Mut zu schöpfen, um danach in der langen und alltäglichen Zeit des Wachsens zu leben. Dieses „Dazwischen“ zwischen der alten Welt und der kommenden ist der Raum unseres wirklichen Lebens. Dort entscheidet sich der Glaube.

Die Familie Jesu muss fliehen, weil eine Macht Angst vor dem Leben hat. Und wenn Macht Angst hat, tötet sie oft. Sie tötet vor allem die Unschuldigen und Wehrlosen. Das Evangelium beschönigt nichts: Herodes will das Kind tot sehen. Und während die Weisen ruhig in ihre Heimat zurückkehren, verliert Jesus die seine. Für ihn ist Weihnachten eine Zeit der Flucht und der erzwungenen Reisen, der überschrittenen Grenzen, der schwebenden Zukunft. Er ist der Gott, der zum Flüchtling wird.

Das ist auch ein starkes Wort für unsere Familien. Nicht weil wir „besser sein“ oder „einem idealen Modell entsprechen“ müssten – das wäre steriler Moralismus –, sondern weil das Evangelium uns von der Täuschung der perfekten Familie befreit. Reale Familien kennen Angst, schwierige Entscheidungen, Nächte ohne klare Antworten, Grenzen: Sie sind unvollkommen. Sie kennen Ägypten und Nazaret: Orte des vorläufigen Schutzes, niemals endgültig. Und Gott empört sich darüber nicht. Er ist mittendrin.

Auffallend ist auch, wie das Heil kommt: durch Träume. Etwas Zerbrechliches, Unfassbares. Josef erhält keine detaillierten Pläne, sondern nur wesentliche Anweisungen. „Steh auf. Nimm das Kind und seine Mutter mit dir. Flieh.“ Und er gehorcht, ohne dabei Verstand und Verantwortung auszuschalten. Als Herodes stirbt, sagt der Engel: „Du kannst zurückkehren.“ Und Josef denkt nach. Er sieht, dass in Judäa, der Region, in der Bethlehem liegt, anstelle von Herodes Archelaos herrscht, ebenso gewalttätig. Und er entscheidet, kein Risiko einzugehen.

Das Ende des Abschnitts ist daher alles andere als ein „Happy End“. Die Herodes sterben, doch die Erben bleiben. Das Böse verschwindet nicht auf einen Schlag. Es wechselt sein Gesicht, wird weitergegeben, organisiert sich neu. Josef träumt, aber er ist kein naiver Idealist. Er kann die Wirklichkeit lesen und ihre Gefahren erkennen. Er lehrt uns, dass Hoffnung nicht bedeutet, das Böse zu leugnen, sondern es mit Klugheit und Mut zu durchschreiten. Träumen – ja. Aber mit Umsicht handeln, ohne den Glauben mit Leichtsinn zu verwechseln.

Vielleicht ist dies die wahrste Botschaft dieses Festes. Das Jubiläum geht zu Ende, aber die Hoffnung endet nicht. Sie bleibt erneuert, nüchterner, weniger triumphalistisch. Die Heilige Familie lädt uns ein zu glauben, dass auch inmitten von Prekarität, Angst und Unvollkommenheit etwas Neues geboren werden kann. Es ist nicht die perfekte Welt, von der wir träumen, sondern die Welt des „Dazwischen“, in den Wehen der Hoffnung.

Und dennoch wächst Jesus heran. Trotz allem. In einem abgelegenen und unbekannten Dorf, Nazaret, Sinnbild einer Normalität, die nicht heroisch, nicht ideal und nicht perfekt ist, sondern möglich. Dazu sind wir gerufen: die konkreten Möglichkeiten zu unterscheiden und sie zu bewohnen. In unserem eigenen „Dazwischen“!

P. Manuel João Pereira Correia, mccj